Südliches Ar Riyad, Februar 2023
Eintauchen in den grossen Unbekannten; Saudi Arabien
Und wir nahmen das ganze Wörtlich und kreierten unsere eigenen Offroadtouren via Satellitenbilder und starteten unsere ersten grossen Offroadabenteuer ohne Strassenartenmaterial querfeldein durch die atemberaubende Landschaft im südlicher Ar Riyad. Auf die einzigen Menschen die wir in diesen Tagen trafen, waren Beduinencamps mit Kamelen oder Schafen die uns immer sofort zu Tee oder herrlicher Kamelmilch einluden. Wir genossen die Tage mit Wandern, entdecken der Landschaft und einer gelegentlichen Partie Boule J
Die Felsgravuren / Petroglyphen, Februar 2023
Die Felszeichnungen in Saudi-Arabien in der Region Hail gehören zu den ältesten der Welt und entstanden über einen Zeitraum von 10`000 Jahren. Die Zeichnungen dienten als Wegweiser für die ziehenden Karawanen und als Zeichen wer wann, wo war. Man kann aus ihnen Schlüsse über die religiöse, soziale und kulturelle Sichtweise des damaligen Lebens ziehen. Es ist eine Zeitreise die vom Neolithikum wo man Tiere wie Steinböcke und Jäger darstellte, bis hin zu vor 3500 Jahren wo man nach der Domestizierung von Haustieren anfing Pferde und später vor 3000 Jahren Kamele als wichtigstes Nutztier darzustellen. Ausserdem gibt es Inschriften in thamudischer und später arabischer Sprache.
Man fühlt sich wie Robinson Crusoe beim Entdecken der unzähligen Felszeichnungen in einem riesigen Menschenleeren Gebiet. Wir planten auch diese Offroadtour via Satellitenbilder da auch hier keine Strassen existieren.
Wir waren absolut fasziniert und voll infiziert mit dem Entdeckergen, so dass wir Tagelang in der Asir Region suchten, kletterten und entdeckten, so intensiv das auch ein Zehenbruch bei Mimo nicht ausblieb…
Wo ist so etwas noch möglich, tausend Jahre alte Spuren auf eigene Faust zu entdecken? Wohl nur noch in Saudi- Arabien.
Die Berge und Abis Geburi, März 2023
Unsere Reise ging weiter durch das Asir- Gebirge, welches parallel zum roten Meer verläuft und wo die höchsten Berge Saudi- Arabiens beheimatet sind. Wir bewältigten schwindelerregende Strassen die fast senkrecht über die Bergkämme verlaufen. Sahen Bergvölker die mit Krummsäbel und Kriegerischem Gewand gekleidet sind, bis hin zu Blumenmännern geschmückt mit den typischen Blumenkränzen auf dem Haupt. In den malerischen Bergdörfern geht der Alltag noch sehr traditionell von Statten und man fühlte sich doch etwas mehr beäugt als im restlichen Saudi.
Wir feierten Abis 45.Geburtstag gebührend mit Blumenkranz, Schokokuchen und einem guten Abendessen unter dem Sternenhimmel.
Expedition ins Reich der Vulkane, März 2023
Wieder wurde dank Satellitenbilder eine Megatour geplant, diesmal X 100te km durch vulkanisches Gebiet. Wir hatten riesigen Spass auf den krassen Offroadpisten, durchquerten spektakulärste Vulkanlandschaften, verbrachten Nächte unter endlosen Sternenhimmeln und fanden unberührte Peridotenadern, welche Mimo natürlich auf der Suche nach dem grünen Edelstein nicht ruhen lies… Bewaffnet mit Hammer und gutem Schuhwerk, nicht wie mit den Flip Flops bei den Felsgravuren, machte ich mich stundenlang auf Erkundungstour. Mein Geburi wurde mitten im Vulkangebiet gefeiert und Abi verwöhnte mich mit traumhaftem frisch gebackenem Zopf zum Frühstück und einer mega Lasagne zum Abendessen. Zwischendurch war mein Tag mit einem meiner liebsten Hobbys gefüllt und zwar der Schatzsuche. Diesmal nach einem grünen Stein, ein andermal nach einem weissen, Hauptsache ich kann Suchen, Sammeln und Forschen J
Auch auf dieser Etappe wurden wir von den Saudis zu Hauf Eingeladen. Sei es zu ihnen nach Hause in Ihre Paläste wo wir mit edlen Parfümen, Schmuck und allem Überhäuft wurden, oder sei es auf unseren Pfaden Querfeldein wo wir mit frischer Kamelmilch, Tee und Datteln verköstigt wurden. Ebenso endeckten wir auf dieser riesen Tour verlassene Burgen, traumhafte verlassene Oasendörfer und alte Hedscha Bahnhöfe. Für uns unser Landschaftliches Highlight in Saudi- Arabien.
Al Ula und Tabuk, März 2023
Auf unserer letzten Etappe in Saudi besuchten wir die Nabatäer Stätte Mada` in Salih mit seinen über 100 Felsengräber. Da die Stätte in dem bis vor kurzem zur Aussenwelt abgeschlossenen Saudi- Arabien liegt, ist sie im Gegensatz zum weltberühmten Petra in Jordanien, noch weitgehend unbekannt, aber definitiv genau so spektakulär. So ist z.B. das zu den Grabstätten dazugehörige riesige Nabatäerdorf noch komplett unter dem Sand begraben. Zu den Stätten geht’s mit dem Tourbus und vom Bus zu den jeweils 20m entfernten Grabstätten mit dem Golfcart… Es ist wirklich wahr, die Saudis sind super faul und laufen echt keinen Meter, so sind auch im ganzen Land die Kaffees, Bankomaten und Restaurants Drive- Thru.
Anders als bei den Saudis ist unserem Tier absolut nichts an Faulheit anzukreiden, ganz im Gegenteil, unser treuer Gefährte arbeitet sich Kilometer um Kilometer über Stock und Stein und hat uns noch nie im Stich gelassen. Das ist natürlich auch Abis guter Fürsorge zu verdanken und so musste wieder mal Angepackt werden, denn ein Grossservice war fällig. Neue Bremsen vorne und Hinten, neue Stossdämpfer vorne und hinten, Radlagercheck, Öl- Wechsel, wechseln aller Filter inkl. Luftfilter und natürlich der obligatorische Gereralcheck bei welchem zum Glück nichts Auffälliges herauskam J
Durch die wunderschöne von Sandsteinfelsformationen geprägte Landschaft Tabuks ging es für uns nach 54 Tagen und über 7000km, welche wir praktisch ausschliesslich Offroad zurückgelegt haben, nach Jordanien.
Die Saudis
Kein Tag ohne nicht mindestens 4 Einladungen zum Essen oder zum Tee mit Datteln. In dem Land das noch weit entfernt ist das Tourismus zum Alltag gehört wird man von der Gastfreundschaft, der geschenkten Aufmerksamkeit, regelrecht überrollt und nicht selten ist man auch etwas Überfordert. Wildfremde Saudis bezahlen einem trotz mehrfachem freundlichem ablehnen Einkäufe, beschenken einem mit allem möglichem und nie kommt nicht die Frage, ob man nicht mit irgendetwas Helfen kann wie z.B. Wasser.
Seit 2019 haben die Saudis Zugang zu den Sozialen Medien und das nützen sie wie kaum anderswo auf der Welt. Alles wird gefilmt und fotografiert und sofort auf Snap, YouTube oder Insta gestellt. So kam es nicht selten vor das die Saudis uns in der nächsten Stadt mit dem Satz begrüssten: he, wir haben euch auf Snap etc. gesehen!!! Schon etwas schräg für uns…
Eine grosse Ehre ist es zu einem Saudi nach Hause eingeladen zu werden, da das Haus als absolute Privatsphäre gilt. In einem Saudischen Haus sind die Frauen und Männerbereiche strikte getrennt und nicht selten haben Eheleute auch separate Hauseingänge. So war es dann auch, das ich immer im Frauenbereich willkommen und verköstigt wurde und Abi im Männerbereich. So hat Abi natürlich auch nie die weiblichen Mitglieder einer Familie zu Gesicht bekommen, ich dagegen durfte so die Frauen auch mal ohne Hidschab ( Gesichtsschleier) und Abaya ( das schwarze Gewand) sehen und war erfreut wie modern viele unter der Verhüllung waren. Man muss sich vorstellen das nicht mal der beste Freund eines Saudis, dessen Frau je ohne komplett Verschleierung sehen darf, also absolut keine Ahnung hat wie die Frau des besten Freundes aussieht… denn auch das Fotografieren von Frauen ohne Hidschab ist strengstens verboten. Da drängt sich uns die Frage auf wie man da seine Ehefrau aussucht wenn man sie nicht ansehen darf??? Die Antwort auf Abis Nachfrage hin wie das funktioniert, hört sich eher wie arrangierte Hochzeiten an, denn wenn zwei Familien beschliessen ihre Kinder würden zusammenpassen, erhalten diese einmalige 30min zusammen in einem Raum mit Anstandsdamen versteht sich und die zukünftige Frau darf den Hidschab abnehmen. Dass das schon sehr verbindlich ist versteht sich von alleine… denn ich war doch sehr erstaunt wie ernst auch junge moderne Frauen aus gutem Hause es nehmen unter keinen Umständen in „unsittlichen“ Situationen, wie z.B. ohne Gesichtsschleier gesehen zu werden (welcher nicht mal mehr Gesetz ist), geschweige denn mit einem fremden Mann zu sprechen. Eh sind Frauen im Saudischen Alltag leider komplett inexistent, das heisst Männer kaufen das Tägliche ein, Männer führen Geschäfte, Männer sind mit ihren Freunden unterwegs. Auf unsere Nachfrage hin sagten uns die Männer Sachen wie; die Frauen schlafen Tags über und kommen erst nachts raus, oder die Frauen sind wie Königinnen, haben ein schönes Leben und müssen nichts machen… usw…
Ganz sicher wird sich das in den nächsten Generationen ändern, da ja viele Gesetze 2019 mit der Öffnung des Landes gefallen sind… aber alteingesessenes braucht eben Zeit….
Ein übler wirklich erwähnenswerter Nebeneffekt der Männern dominierten Gesellschaft ist die kopflose Raserei auf den Strassen was für uns auch das einzig richtig gefährliche in dem ansonsten extrem Sicheren Land war.
Die schönen Kamele
Der grösste Stolz eines jeden Saudis sind seine Kamele und nicht selten haben die mit Datteln, Honig und Milch gefütterten und verwöhnten Tiere einen Wert von mehreren Tausend, bis hin zu sogar Millionen $. Das weisse Gold der Kamele, die Kamelmilch, welche leicht Salzig schmeckt ist etwas vom Besten das es gibt und unglaublich gesund.
Auch wir haben uns sehr in die wunderschönen, würdevollen und überaus liebenswerten Tiere verliebt.
Die Wüstencamps
Ausserhalb der Stäte oder der Dörfer ist das riesige Saudi Menschenleer. Das einzige was man manchmal antrifft sind die Wüstencaravanen die mit ihren Herden von Kamelen oder Geissen herumziehen. Nicht selten sind diese Caravanen im reichen Saudi Arabien mit klimatisierten Wohnwagen ausgestattet. Dazu gehören Diesellaster, Heu- und Tiertransporter wie auch in der wasserlosen Wüste, Wassertanker.
Gut getarnt
In einem Wüstenland wie Saudi muss man sich echt gut tarnen um den Tag zu überleben, die meisten immerhin, beherzigen das…
Die Gesichtslosen
Alles muss gesichtslos sein in Saudi Arabien, Geschäfte sind von aussen nicht als solche zu erkennen,
Shopping Malls sind Betonklötze ohne Werbung an ihren Fassaden und auch Schaufenster sind nicht als diese zu erkennen da es sich lediglich um abgeklebte Flächen handelt. Nichts darf einem ablenken, um ja nicht in Versuchung zu geraten etwas anderes als Gott zu verehren.
Vor verschlossenen Türen
5x am Tag Beten, einmal vor Sonnenaufgang, einmal wenn der Schatten am längsten ist, einmal wenn die Sonne im Zenit steht, dann wieder wenn der Schatten in die entgegengesetzte Richtung am längsten ist und das letzte Mal nach Sonnenuntergang. Das ganze Spektakel nehmen die Saudis extrem ernst, denn im gläubigsten Land der Welt werden die Gebetszeiten strikte eingehalten. Wer unterwegs ist hält am Strassenrand an und betet entweder auf dem Pannenstreifen, oder in einer der Tausenden Moscheen im Land. Das bedeutet auch, dass alle Geschäfte täglich 3x zusätzlich zu den normalen Pausenzeiten schliessen. Wenn man dann wie wir keine Ahnung von den Gebetzeiten hat, kann es passieren das man mitten in seinem Einkauf im Supermarkt aufgefordert wird, das Geschäft für 45 Minuten zu verlassen, oder sie lassen einem Weitereinkaufen und schliessen den Laden mit einem drinnen ab. In dem Fall muss man mit dem Bezahlen einfach warten, bis die Rollläden und die Vorhängeschlösser wieder geöffnet werden. Bei Tankstellen trifft man dann auf das Schild
„cloesd for prayer“ und wenn man bei einem Saudi zuhause eingeladen ist, verschwinden alle auf einmal wie von Geisterhand und man bleibt solange gebetet wird, einsam auf dem Sofa zurück.
Der Ramadan
Irgendwo musste uns der Fastenmonat einholen und so kam nun zu 5x Beten am Tag auch noch der Ramadan, was für uns so viel bedeutete wie gar nie mehr zu normalen Tageszeiten Lebensmittel einkaufen. Die meisten Geschäft sowie Restaurants öffnen erst nach dem täglichen Iftar, dem Fastenbrechen zu Sonnenuntergang, sind dafür aber bis weit nach Mitternacht geöffnet.
Was wir auch nicht dachten, ist das die Saudis vor dem Ramadan fasten, um nach dem täglichen Iftar sich so richtig die Bäuche vollschlagen zu können. Etliche Kilos mehr bringt ein Saudi nach dem Ramadan mit seinen ganz speziellen Leckereien auf die Waage und das brachte uns schon zum Schmunzeln J So macht der Saudi einfach den Tag zur Nacht, wechselt seine Gewohnheiten um 12 Stunden, schläft durch den Tag und Lebt in der Nacht. Und für die, die das mit dem Wechsel der Gewohnheiten nicht so gut hinbekommen, gibt es in versteckten Ecken und Hinterhöfen, Drive- Thrus…
Für uns war es schwierig den ganzen Tag nichts zu Trinken oder zu Essen, so taten wir es wenn nötig einfach versteckt, denn den Tag um 180° zu drehen war dann doch nichts für uns ;)
gefahrene Distanz: 5`621 km Tage: 45