Iran, Ahwaz- Esfahan, April/ Mai 2023
Am 27.4.23 reisten wir über den Shalmacheh Border in den Iran ein. Neues Land und neue Sprache.
Der Grenzübergang vom Irak in den Iran war der schlimmste Grenzübergang in der Geschichte unserer Reise. Chaos pur, Dreck und Staub und absolut keine Hilfe der Beamten, einfach ein 7-stündiger Nervenkrieg.
Leider erwischte uns der Iran somit auf dem falschen Fuss und wir hatten am Anfang etwas Mühe mit dem neuen Land warm zu werden.
Unser erster Abschnitt führte uns durch eine schöne Landschaft mit Schneebedeckten Gipfeln und zugeschneiten Passstrassen. Leider folgten auf unserem Weg auch immer wieder Polizeikontrollen und Fragen über was, wann, wo, wohin, wann und warum…. Nicht nur das ständige Gefühl des Überwachtseins machte uns Mühe, auch mein neuer ständiger unerlässlicher Begleiter, das Kopftuch war gewöhnungsbedürftig.
Es ist wirklich nur noch hier im Iran Gesetzt, und somit trotz der im Moment laufenden Revolution, für alle Frauen Pflicht. Auch wenn es Starke Frauen gibt die das tragen verweigern, wird es bis jetzt stark geahndet und wir trafen Iraner deren Freunde, wegen Auflehnens, seit dem Beginn der Revolution bis heute hinter Gitter sitzen. Gerade als wir im Iran waren, lies die Regierung Restaurants zwangsschliessen, die Frauen erlaubten im Innenraum der Speiseräume das Kopftuch abzulegen. Also wer denkt das alles ist vorbei und Schnee von gestern täuscht sich gewaltig. Die religiösen Machthaber im Iran versuchen mit aller letzter Macht und Kraft nicht ihr Gesicht zu verlieren und somit auch nicht nachzugeben. Und eine moderne Bevölkerung, die mit der in Europa vergleichbar ist, steht in den Startlöchern, ihrer unterdrückten Vergangenheit den Rücken zu kehren. Ein unfairer Kampf auf dem Rücken der Frauen.
Was ich auch noch gleich zu Beginn des Iraneintrages erwähnen möchte sind die schweren Sanktionen unter der das Land leidet. Durch das Handelsembargo ist es dem Land nicht gestattet Produckte zu Importieren und ist somit gezwungen alles selbst zu produzieren. Also gibt es praktisch nur Autos der Marke Eigenbau wie Zamiad und Saipas und auch Nahrungsmittel, Textilien und Kleidung werden ausschliesslich im Land selbst produziert. Ebenso sind alle Banken und der Wirtschaftsmarkt durch Sanktionen vom ausländischen Markt abgeschnitten. Was die Inflation im Land explodieren lässt. Ausländische Kreditkarten sind Landesweit gesperrt und um als Reisende wie wir an Bargeld zu kommen, bleibt nur der Schwarzmarkt, wo es möglich ist bei realem Wechselkursen USD zu Rial zu tauschen.
Die Folge daraus ist, dass das Land unter einem kompletten Preiszerfall leidet… was für uns natürlich preislich interessant ist, wenn ein Brot noch 3 Rappen kostet, so ist dies für die Wirtschaft eines Landes der Untergang.
Somit war für uns der Iran eines der günstigsten Länder und der Preis des Diesels setzte allem noch die Krone auf.
Wir haben effektiv für 100Liter Diesel 0.60 Rappen bezahlt und das ist der Ausländer Preis, also der doppelte…. Da sie uns aber praktisch immer die paar Rappen erliessen und uns das Diesel schenkten haben wir es im Iran ganz sicher nicht geschafft für die von uns zurückgelegten über 8000km mehr als 10 SRF zu bezahlen…
1 Liter Diesel = 0,03 Rappen….
Nun aber zu den schönen Dingen im Iran J….
Esfahan, Mai 2023
In der wunderschönen Stadt, wie aus 1000 und einer Nacht wurden wir vertrauter mit dem Iran und lernten wunderbare Menschen, unter anderem meine liebe Farsi Lehrerin Nilufar, kennen. Wir fanden einen tollen grünen Parkplatz eines guten Hotels mitten im Herzen der Stadt, wo wir campen durften und somit in Fuss Nähe zu allen Sehenswürdigkeiten der Umgebung waren. Wir besuchten in unseren vier Tagen unter anderem die Masjed-e Lotfollah, die Masjed-e Jameh und die Masjed-e Seyed Mosche. Den Tschehel Sotun Palast, das Haus der Verfassung und den Bazar–e Bozog, wo ich unter anderem, den typischen Handbedruckten Stoff Esfahans kaufte. Wir besuchten mehrfach den traumhaft schönen und gigantisch grossen Platz Meydan-e Nasqsh-e Jahan mit seinen lieblichen Arkadengängen und den reich geschmückten Palästen und Moscheen und verloren uns in vielen tollen Innenhöfen und versteckten Ecken der Stadt und natürlich gingen wir in den Tagen auch in schönen Restaurants essen.
Rund um Yasu, Mai 2023
Von Esfahan führte unsere Route durch eine grüne Landschaft mit Schneebedeckten Bergen vorbei an Semirom und Yasu Richtung Shiraz.
Shiraz, Mai 2023
Ein Touristen highlight folgt dem nächsten und so stand als zweite Stadt Shiraz auf dem Plan. Die Stadt der Künstler, Poeten und Dichter. Wir besuchten unter anderem den Bagh-e Naranjestan, Bagh-e Delgosha und den Bagh-e Eram Garten, die Pilgerstätten Shah-e Chergah, das Mausoleum des Poeten Hafez, die Masjed-e Nasir Koranschule, Bazare mit tollem Kunsthandwerk und vieles mehr. Abends nach den Restaurantbesuchen genossen wir die Konzerte auf den Plätzen und spürten definitiv, dass das Rebellenherz dieser Stadt höher schlägt als anderswo im Iran.
Persepolis, Mai 2023
Die Treppenstufen zur gigantischen Terrasse sind so niedrig, dass einst die Pferde ihre Herren problemlos hinauf zum Tor aller Länder tragen konnten.
Der Residenzstadt des ersten Perserreichs wurde von Alexander dem Grossen 330v.Ch. mächtig zugesetzt und trotzdem kann man mit etwas Fantasie, der einst da gewesene überwältigende Prunk erkennen.
Parsa diente immer nur zu Representationszwecken. Es wurden riesige Feste gefeiert und die Delegierten sämtlicher unterworfenen Länder wurden geladen, um dem persischen Grosskönig zu huldigen. Diese Huldigungen, diese Opfergaben und Geschenke aus aller Welt wurden in unzähligen wundervollen Steinreliefs festgehalten.
Für uns war der Besuch Persepolis ein absolutes highlight !!
Die Küste und Qeshm Island, Mai 2023
Auf der Reise an die Küste schlugen wir locker all unsere bisherigen Hitzerekorde mit unerträglichen 52 Grad im Schatten. An der Küste angekommen wurde die unerträgliche Hitze noch mit einer unerträglichen Luftfeuchtigkeit getoppt… also nichts wie ab auf die Insel.
Qeshm ist ein beliebter Ferienort der Iranis, Aussteigerparadies und einer der einzigen Orte Irans wo auch ich als Frau unbeschatet baden kann. Denn ohne das kühle Nass des Persischen Golfs wären wir gestorben… sogar die Kamele, eigentlich Wasserscheue Wüstentiere haben es sich auf Qeshm zu Gewohnheit gemacht, bei einem kühlen Bad Linderung von der Hitze zu finden.
Nach einer Woche und dem umrunden der gesamten Insel ging es mit der Autofähre zurück ans Festland, wo wir in Bandar Abbas unsere schlimmste Nacht bei schlappen 37 Grad um 4 Uhr morgens und einer horrenden Feuchtigkeit erleben durften. Das war dann endgültig zu viel für uns und so hiess es sofort weg von der Küste und ab ins kühle 45- gradige Inland J
Weitere Iranische Städte, Mai 2023
Es folgten tolle Städte wie Bam mit seinem uralten Fort.
Kerman mit seinen freundlichen Menschen und dem heissesten Ort der Welt.
Yazd mit seinen einzigartigen Windtürmen, welche dazu da sind kühle Luft in die heissen Innenhöfe der Stadthäuser, in dem heissen Wüstenort zu bringen und zu guter Letzt Kashan, mit dem für uns, schönsten Bazar Irans.
Tehran, Mai 2023
Die Hauptstadt Irans hätten wir gerne ausgelassen, aber da wir unser Indienvisa nur in Tehran auf der Indischen Botschaft beantragen konnten, ging es für 4 Tage in die pulsierende Metropole.
Der kühle Norden, Juni 2023
Über traumhafte Pisten ging es über hohe Pässe ans Kaspische Meer, wo uns satte grüne Wälder, bunte Blumenwiesen und Obstplantagen in Empfang nahmen. Von Ramsar ging es über Rasht nach Masuleh einem der top Reiseziele der Iraner im heissen Sommer und dementsprechend überloffen war der kleine hübsche Ort auch ;) Aber verständlich das nicht nur wir der brütenden Hitze des Südens und des Inlands entfliehen wollten…Von Khalkhal ging es dann langsam zurück nach Teheran, um nach zwei Wochen Wartezeit unsere Pässe mit dem sehnlichst erwarteten Visa abzuholen.
Die Wüste, Juni 2023
Nach Teheran ging es nach Dangham, wo wir runter Richtung Wüste stechen wollten. Nach einer unangenehmer Polizeikontrolle, welche uns der Spionage verdächtigte, div.Befragungen und Kontrolle unserer Kamerabilder jagte man uns zurück, um im 120km entfernten Dangham, von wo wir ja eben herkamen, eine Bewilligung für diese Strasse zu erwerben. Also sin wir verärgert zurück gefahren, und im super freundlichen Travelbüro alle nötigen Abklärungen und Bewilligungen für den Strassenabschnitt einzuholen. Yeeehhhh, nun dürfen wir das gleiche wieder zurück fahren, bewilligt diesmal, um über den Wüstenort Mesr, nach Tabas und weiter nach Birjand zu gelangen. Nach einer Nacht in Birjand und tollen Begegnungen, unter anderem mit Behram und einer tollen Familie beim Platz wo wir campten, machten wir uns auf den letzten Abschnitt Richtung Grenze Pakistan.
Auf dem Weg dahin wollten wir noch ein abgelegenes Dorf an der Afghanischen Grenze besuchen, ein Miniatur- Dorf, wo bis heute nicht geklärt ist warum die Menschen dort so Kleinwüchsig waren. Nach dem Verlassen des Dorfes, mitten in der Wüste rattert es auf einmal ganz schrecklich im Motorenraum. Wir stoppten sofort am Strassenrand mitten in der Pampa um festzustellen dass die Schraube der Spannrolle vom Zahnriemen ausgerissen ist. Der Zahnriemen, also was von ihm noch übrig war, hängte einfach komplett verkeilt in den Nockenwellenräder. Erster und letzter Gedanke, SHOOOCK!!! Motorenschaden….und das am Arsch der Welt und in einem Land wo sie Toyotas höchstens vom Hörensagen her kennen….
Mit unglaublich schwachem Telefon Signal, schafften wir es unsere liebe Freundin Denise Bigler anzurufen, welche für uns wiederum sofort den Kontakt zu Resu Böhlen von Offroadböhlen schaltete. Resus Prognose war schwarz, tief schwarz, aber um uns wahrscheinlich nicht aufgeben zu lassen gab er uns ein paar Tipps, mit welchen wir den Schaden eruieren können.
Ebenso erreichten wir unseren lieben Freund Max, unser Toyota Ass, welcher uns in allen Misslichen Lagen mit seiner Ruhe zur Seite steht. Auch er stimmte uns ganz und gar nicht Optimistisch, aber gab ebenso wertvolle Anleitungen zum Überprüfen der Lage. Da wir am Strassenrand in der Wüste nichts ausrichten konnten und die Nacht langsam über uns herein brach, versuchten wir verzweifelt eines der wenigen Fahrzeuge die passierten anzuhalten, um uns abschleppen zu lassen. Aber weit gefehlt, weder Trucks noch Pickups liessen sich stoppen. Nach langem Warten hielt ein PW, der uns dann half jemanden Anzuhalten. Das Abschleppen bei stockdunkler Nacht und mit einem Schlepper der trotz der kurvenreichen Strecke nicht bereit war unter 60kmh zu fahren, raubte uns dann noch den letzten Nerv. Völlig erschöpft und froh nicht auch noch einen Verkehrsunfall erlitten zu haben, setzte man uns im Nirgendwo an einer Tankstelle ab. Wir wussten so am Ende der Kräfte sind wir zu nichts mehr fähig und so versuchten wir uns etwas auszuruhen. Um 4.30 Uhr morgens nach 3 Stunden schlaflos im Bett liegen, fingen wir an zu arbeiten. Schritt für Schritt wie Max und Resu uns angeleitet haben, bauten wir alles bis und mit dem Zahnriemen aus. Stellten die Nockenwellenräder wieder auf die vorgegebenen Markierungen, bauten die ausgerissene Spannrolle behelfsmässig wieder ein, drückten den Stift des Spanners mit dem Wagenheber zurück und bauten den neuen Zahnriemen
(zum Glück hatten wir noch einen dabei) wieder ein. Beim Testen, indem wir von Hand das Zahnriemensystem zwei Mal von Markierung auf Markierung drehten, sah alles perfekt aus. So trauten wir uns auch als nächstes den Motor für zwei Sekunden anzustellen. Auch das verlief normal, also trauten wir uns den Motor etwas länger laufen zu lassen… auch das verlief normal, keine komischen Geräusche nichts… Trotzdem waren wir nach all den düsteren Prognosen sehr verunsichert und riefen nochmals Max an. Der riet uns zu einer Probefahrt, denn mehr als eventuell eh schon hin ist, kann nun sowieso nicht mehr kaputt gehen. Probefahrt verlief gut !! Also nochmals mit Resu telefoniert um unseren Erfolg zu schildern und nach einer Lösung für unser Ausgerissenes Schraubenloch der Spannrolle auszutüfteln. Resus Glanz Idee, eine exakt gleiche Schraube, einfach 4-5mm länger anfertigen zu lassen, damit sie ganz hinten im Loch ev. etwas greift, war genial. Und wenn wir es schaffen die 80 km zurück in die Stadt Birdjand zu fahren, um da das Glanzstück anfertigen zu lassen, haben wir auch eine reelle Chance an einem Motorenschaden vorbei geschranzt zu sein.
Wir riefen bevor wir die Tanke verliessen unseren Freund Behram in Birdjand an, der schon mal einen Abschleppwagen kontaktierte falls das schlimmste der schlimmen Möglichkeiten Eintraf und es auf einmal im Motorraum knallt. Ebenso hörte er sich nach einem guten Feinmechaniker um. Wir erreichten Birdjand auf unseren eigenen 4 Rädern und machten uns gleich an die Arbeit. Zahnriemen ausbauen und mit der Schraube der Spannrolle, die schon wieder voll lose war, als wir die Stadt erreichten, trotz der all 20km Kontrolle. Wir liessen das Teil von einem super Feinmech anfertigen und siehe da, durch die paar Millimeter an länge mehr, zog die neue Schraube auch wieder. Also haben wir eine super provisorisch Lösung gefunden, bis wir in Pakistan die Chance haben eine neue Ölpumpenplatte für unser Tier zu finden… denn diese ganze muss ersetzt werden, damit alles wieder zu hundert Prozent sicher ist.
Jetzt aber ein Loblied auf unser Tier !!! was will man da noch sagen, wenn das schlimmste eintrifft was eintreffen kann, nämlich ein Zahnriemen defekt... der wie durch ein Wunder nicht reisst, sondern nur Zähne Überspringt und am letzten Faden der Schraube noch irgendwie so dahin baumelt… Die Ölwannenplatte einen tiefen Einschnitt im Metall hat, wo der Riemen sich hineingefressen hat, dieser aber trotzdem nicht reisst... All diese Wunder, wir können es echt fast nicht glauben, lassen unsere Tier wieder einmal als den grosse Star erstrahlen. Wir waren nicht halb so gut, wir waren mit den Nerven echt durch es gab viele Tränen denn der Gedanken, an ein Ende unserer Reise war zum Greifen nah. Wir sahen unser Tier schon auf einem Anhänger, auf der Reise in ein Land mit Toyota Teilen, oder noch schlimmer in einem Container nach Hause…
Ganz ausgestanden ist das Desaster noch nicht, laut Experten kann ein Ventil des Motors einen Haarriss erlitten haben und immer noch brechen, aber das Risiko nimmt mit jedem gefahrenen km ab…
Dass wir aber überhaupt noch fahren grenzt wie gesagt an ein WUNDER und deshalb sind wir nun auch superoptimistisch.
Ein grosses Danke an all unsere lieben Helfer Zuhause, wie auch im Iran !!! ohne euch hätten wir das nie geschafft!!!
Mit Behram und seinen Freunden gingen wir noch gut Essen bevor es dann doch noch hiess, bye- bye Iran und ab nach Pakistan.
Tage: 54 gefahrene Distanz: 8`066 km